1912-1998
Biografie
1912 in Hamburg-Harbung geboren
1929-1931 Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker bei Etbauer
1932-1935 Studium der Malerei an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Prof. Illies und Paul Bollmann
1940 Studium in Berlin bei Gurlitt
1968 Heirat von Luise Pick
2001 in Aschau im Chiemgau, Oberbayern, verstorben
Ölmalerei, Linolschnitt, Holzschnitt, Monotypie, Aquarell, Kohle-, Bleistift- und Buntstiftzeichnungen
1935: Ascona, Ausstellung von Aquarellen
1940: Berlin, Galerie Fritz Gurlitt in der Behrenstraße 29
1947: München, Städtische Galerie im Lenbachhaus zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe 47
1947: Hamburg, Galerie „Junge Kunst“
1950: Essen, Grafikausstellung
1953: Bremen, Grafikausstellung
1956: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1956: Bonn, Aufnahme eines Aquarells von Uder in die Sammlung der Ständigen Vertretung der Kultusminister in Bonn
1959: Hamburg, Mosaik an der Grundschule Hasselbrookstraße
1958: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1959: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1960: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1963: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1964: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1965: Hamburg, Ausstellungen des Berufsverbandes Bildender Künstler in Hamburg
1978: Montevideo, Grafikausstellung
1988: Hamburg, erste, nur Uders Bildern gewidmete Ausstellung bei Trautl Beermann
1989: Hamburg, Herbstsalon (Ausstellung BBK Hamburg) anlässlich des Preises der Lichtwark-Gesellschaft
1991: Hamburg, Kunsthaus Hamburg, Ausstellung anlässlich des Arnold Fiedler Preises 1990
1996: Hamburg, Torhaus in Wellingsbüttel, eine ihm gewidmete Retrospektive
2019: Waldheim (Sachsen), Stadt- und Museumshaus
Uders Arbeiten sind im öffentlichen Raum und öffentlichen Sammlungen, z.B.
Kunst am Bau Schule Hasselbrookstraße, Hamburg
Ständige Konferenz der Kultusminister in Bonn
und bei einigen Kunstsammlern zahlreich vertreten
Verschiedene Einzelwerke wurden ausgezeichnet, darunter "Phantom" oder die beiden Bilder "Industrie I" und "Industrie II".
Zu Leben und Werk
Justus Uder wurde am 30.07.1912 in Hamburg-Harburg geboren. Da sein Vater im Ersten Weltkrieg umgekommen war, übernahm der Harburger Bürgermeister die Vormundschaft. Mit der Malerei begann Uder schon als Kind, und sein besonderes Talent wurde frühzeitig erkannt. Bereits mit 13 Jahren erhielt er die Möglichkeit, im Rathaus auszustellen.
Der Künstler zählt noch zu jenen Malern, die eine sehr gute Ausbildung genossen haben (Hochschule für bildende Künste Hamburg, bei Prof. Ilies und Paul Bollmann). Sein Stipendium von 1931 wurde ihm 1935 wegen „antinationalsozialistischer Haltung“ aberkannt. Uder floh, bis sich die Aufregung legte, nach Locarno in der Schweiz, wo er von dem Vater eines Freundes untergebracht wurde. Später kehrte er nach Deutschland zurück und leistete seinen Wehrdienst von 1940 bis 1945 erst in Frankreich, später an der Ostfront ab. Dort diente er als Zeichner für den Frontverlauf. Nach Ende des Krieges gelang ihm die Flucht auf einem Torpedoboot von Ostpreußen nach Neustadt in Schleswig-Holstein. Er lebte anschließend einige Monate in Harburg und war Mitbegründer der Hamburger Gruppe 45, ging 1946 nach Aschau, wurde Mitglied des Berufsverbandes bildender Künstler in München und Mitbegründer der Münchener Neuen Gruppe. Zu dieser zählten auch Max Beckmann, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel. Er trat jedoch 1947 bereits wieder aus der Gruppe aus und zog nach Hamburg um, wo er, bis zu seinem Tod Mitglied des Berufsverbandes bildender Künstler wurde. Aus wirtschaftlichen Gründen arbeitete er ab 1957 viele Jahre als technischer Zeichner bei Blohm + Voss. Die letzten Jahre seines Lebens ab 1995 verbrachte er in Aschau im Chiemgau gemeinsam mit seiner Frau, die er 1968 geheiratet hatte, in einem Pflegeheim. In dieser Zeit fand im Torhaus Wellingsbüttel in Hamburg eine Retrospektive seines Werks statt, die von dem für Ausstellungen zuständigen Vorstandsmitglied François Maher Presley organisiert wurde und zu der Uder mit seiner Frau anreiste. Justus Uder starb am 24. Oktober 2001 im Alter von 89 Jahren. Seine Frau überlebte ihn um ein Jahr und starb im selben Heim mit 106 Jahren.
Uders Werk wurde durch das Hervorheben einiger preisgekrönter Arbeiten mehrfach ausgezeichnet (z.B. Phantom, Evolution, Industrie I und Industrie II). Für die Sammlung der Bundesrepublik Deutschland, die der Länder (Ständige Konferenz der Kultusminister in Bonn) und für das Land Hamburg (Kunst am Bau, 1968, Gestaltung einer Wand der Grundschule Ritterstraße, heutige Grundschule Hasselbrook) wurden Ankäufe getätigt. Er erhielt 1989 den Preis der Lichtwarkgesellschaft in Hamburg und 1990 den Arnold Fiedler Preis.
Uders Werk wird durch verschiedene Epochen bestimmt. Stark ausgeprägt ist die Zeit, in der er Akte sowie Portraits malte und zeichnete. Aufgrund der immerwährenden schlechten finanziellen Situation musste Uder mit Kohle oder Bleistift arbeiten. Oftmals handelt es sich bei seinen Blättern lediglich um Papierreste, Pappen oder Abfallprodukte, auf denen dann das Werk entstand. Es liegen diverse Blätter vor, die von Justus Uder beidseitig bemalt wurden, um Kosten zu sparen. Während seiner Auseinandersetzung mit dem Kubismus finden wir insbesondere in Blautönen gehaltene Akte, die an Arbeiten von Picasso erinnern, zumindest aber von dessen Technik geprägt sind (z.B. Weiblicher Akt, 1935).
Zu seinen stärksten Arbeiten zählen die Selbstportraits. Hatte Uder keine Schüler oder Freunde, die sich ihm zur Verfügung stellen konnten – für Modelle fehlte ihm insbesondere bis 1945 das Geld – so fertigte er Portraits von sich oder Verwandten (Schwester und Ehefrau) an. Sein Können, mit einem karg gesetzten Strich Strukturen und Tiefe in seine Arbeit zu bringen, erinnert an die Technik der damaligen Zeit um Käthe Kollwitz. Besonders ausdrucksstark werden später seine farbigen Portraits, da Uder den Menschen, das Gesicht und seine Ausstrahlung durch verschiedene Farbsetzungen – ungewöhnlich für seine Zeit – widerspiegelt. Das letzte Selbstportrait entstand im November 1994. Seitdem ließ die Konzentrationsfähigkeit des Künstlers stark nach.
Immer wieder begehrte der klassisch ausgebildete Uder auf. Die Technik der Alten Meister finden wir insbesondere in seinen nur wenigen Stillleben, die in dunklen Farben (dies war zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit auch durch Geldmangel bedingt) und mit dickem Auftrag sehr plastisch anmuten (z.B. Stillleben mit Pfeife, 1935, Stillleben mit Totenkopf und Tonpfeife, 1970).
Die größte Begabung von Justus Uder, sein Weg, sein künstlerischer Inhalt, lag im „abstrakten Gegenständlichen“ (Justus Uder). Zwar beginnt er Anfang der 70er Jahre mit Materialarbeiten, die eine hohe Qualität beweisen (z.B. Industrie, 1972), beschränkt sich später aber auf Collagen ähnliches Verwenden von Pappen und Papier, von überklebten Leinwänden mit dick aufgetragenen Ölfarben. Die Auflösung des Gegenständlichen führt ihn zu den Werken Kulisse I und Kulisse II (1978); beide Arbeiten wurden preisgekrönt. Das Ölbild Phantom wurde 20 Jahre nach seinem Entstehen ausgezeichnet, eine männliche Person, die sich nur noch durch Schattierungen kenntlich macht (dazu das Schwesterbild Männer im gleichen Stil) oder Evolution, 1988, eine vollends informelle Arbeit, die in der norddeutschen Kunstwelt ihresgleichen sucht und ebenso preisgekrönt wurde.
Justus Uder begann mit der Abstraktion in einer Zeit, als diese Kunstrichtung eher verpönt, in breiten Bevölkerungsschichten völlig unbekannt war oder kein Verständnis fand (60er Jahre). Die frühe und hohe Qualität seiner Arbeiten lässt diese auch heute noch neben der aktuellen Kunst bestehen. Uder selbst: „Malerei kann durchaus begreifbar sein. Das Abstrakte heißt für mich nicht gegenstandslose Malerei; es bedeutet aber sehr wohl für mich den notwendigen Vorstoß in neue Bezirke des Ausdrucks.“
Mit einer Ausstellung im September 2019 auf der Kunsttreppe im Museum Waldheim wird an den Maler erinnert. 18 Jahre nach seinem Tod stellt die François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur ihre Uder-Sammlung der Öffentlichkeit vor.
Bibliothek des Kunsthauses
"Künstler in Hamburg" (Nachschlagewerk)
"Arnold Fiedler Preis 1990" (Katalog)
"Ausstellung Hamburger Künstler 1961"
"Hamburger Künstler 1965"
"Justus Uder" Ausstellungskatalog 2019, in-Cultura.com