Vermittlung von Kunst und Kultur
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Gegen das Vergessen, Wanderausstellung 3. Station

Frank Dehne, Oberbürgermeister Große Kreisstadt Rochlitz

Dauer: 27.02.2021 bis 26.03.2021

Die bei uns Station machende Wanderausstellung „Gegen das Vergessen“ der François Maher Presley Stiftung bietet eine sehr gute Gelegenheit des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Ausstellung gibt uns aber auch einen Anstoß zur Reflektion der Gegenwart, unseres täglichen zwischenmenschlichen Umgangs und wie wir zukünftig den Frieden erhalten können.

Warum sollten wir aber der Opfer des Nationalsozialismus gedenken? Nach einem noch nie vorher in der Menschheitsgeschichte dagewesenen offensiven Zerstörungskrieg mit Abermillionen Opfern auf allen Seiten durfte der überwiegende Teil der Menschen Europas seit nunmehr über 75 Jahren mit dem unschätzbaren Privileg des Friedens aufwachsen. Man muss es sich aber auch wieder und wieder vor Augen führen, dass dieser Frieden das größte Glück für die Entwicklung unserer Gesellschaft war und ist. Und dazu gehört das Erinnern an die Opfer als wichtigster Baustein für das Verständnis einer friedlichen Gesellschaft. Dabei hat der Satz: „Aus der Geschichte lernen“ immense Bedeutung. Es heißt nichts anderes, als das Gedenken lebendig in der Gesellschaft zu verwurzeln, um dem doch immer wieder aufflammenden Fremdenhass Paroli zu bieten.

Vielen scheint mittlerweile der Frieden selbstverständlich zu sein. Er wird als gegebener und unveränderlicher Zustand vorausgesetzt. Tatsächlich sind jedoch in vielen Teilen der Welt heute immer noch Krieg und Schrecken bittere Realität. Nur hören und sehen wir davon kaum etwas. Und wenn, dann ist alles weit weg. So jedenfalls die gefühlte Lage. Der Frieden war und ist schon immer sehr fragil und muss täglich auch bei uns neu erarbeitet werden. Die ganze Komplexität der heutigen Gesellschaft mit den unzähligen und teils stark differierenden Interessenlagen braucht einen fundamentalen Grundsatz: Dialog, Diversität und Kompromiss statt völkischen Hass und Gewalt!

Quelle: Große Kreisstadt Rochlitz

Damit all die Menschen, die zum Glück nie einen Krieg und Verfolgung erleben mussten, und das ist der überwiegende Teil der heutigen Gesellschaft, für das höchste Gut der Menschheit, das friedliche Zusammenleben aller Völker, sensibilisiert werden, muss das Gedenken dauerhaft aufrecht erhalten bleiben. Genauso wichtig ist meiner Ansicht nach aber auch das Verstehen der Mechanismen, wie aus friedlichen Menschen durch Hetze und Manipulation Kriegsverbrecher werden können. Dabei langt es nicht, nur Geschichtsbücher zu wälzen oder Kriegsfilme anzusehen. Gerade das Vor-Augen-Führen der vielfältigsten persönlichen Geschichten und Schicksale ist essentiell für das Verstehen, wie schmal der Grat zwischen Frieden und Krieg ist. Krieg wurde und wird immer ausschließlich von Menschen initiiert und gemacht.

Der Ausspruch: „Wehret den Anfängen“ sollte tief in unser Bewusstsein eindringen und unser tägliches Handeln mitprägen. Nur wer wachsam ist und bleibt, um rassistische und menschenverachtende Zwischentöne im Miteinander interpretieren zu können, wird in der Lage sein, dem entgegenzutreten. Die Erfahrungen lehren uns über die gesamte Menschheitsgeschichte, dass jeder Krieg immer mit einem anfänglich nicht unterbundenen Zündeln begann, um sich dann rasend schnell und unaufhaltsam zu einem Flächenbrand zu entwickeln. Es liegt jeden Tag an uns, dieses Zündeln zu erkennen und zu unterbinden. Wenn uns das gelingt, werden wir und nachfolgende Generationen im friedlichen Miteinander leben können.

Aber auch ein nicht direkt mit dem Thema „Gegen das Vergessen“ verbundener Aspekt unserer heutigen Gesellschaft sollte uns zum Überlegen bewegen: aktive deutsche Rüstungsproduktion und Waffenexporte. Diese „Hilfsmittel“, die für eine kriegerische Auseinandersetzung oder zur Unterdrückung von Minderheiten notwendig sind, werden sehr profitabel auch aus Deutschland in die ganze Welt verkauft. Fängt Verantwortung nicht schon auch dort an? Wäre es nicht ein starkes Zeichen der deutschen Politik, sämtliche Waffenexporte zu stoppen? Machen wir uns zu Mittätern oder mindestens zu Mit-Ermöglichern? Das Argument, dass andere Länder dann sicher den Part der Waffenlieferungen übernehmen, ist zwar richtig, aber entbindet uns das von unserer Verantwortung? In der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden für alle Menschen weltweit ende ich und danke der François Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur für das starke Engagement im Kampf für Frieden und Menschlichkeit!

 

Ein kleiner Rundgang durch die Ausstellung und einige Stellungnahmen von

Nikola-Gunnar Lüttgenau (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora),
Michael Kretschmer (Ministerpräsident des Freistaates Sachsen),
Steffen Schneider (Bürgermeister der Stadt Oederan),
Ralf Schreiber (Oberbürgermeister der Hochschulstadt Mittweida),
Steffen Blech (Bürgermeister a.D. Stadt Waldheim),
Dr. med. Rudolf W. Lehle (Fraktionsvorsitzender CDU Döbeln),
Dr. phil. Anita Maaß (Bürgermeisterin der Stadt Lommatzsch),
François Maher Presley (Autor)

François Maher Presley

Stiftung für Kunst und Kultur
(Gemeinnützige Treuhandstiftung unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung)
Ecke Adolphsplatz 3, Großer Burstah
20457 Hamburg

 

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