Vermittlung von Kunst und Kultur
Vermittlung von Kunst und Kultur

Gegen das Vergessen, Wanderausstellung 6. Station

Dieter Greysinger, Oberbürgermeister Große Kreisstadt Hainichen

Mathhias Damm, Landrat, Grußwort

 

Dauer: 30.06.2021 bis 30.08.2021

 

Auszug aus der Gästeliste:

 

Matthias Damm (Landrat Mittelsachsen), Dieter Greysinger (Oberbürgermeister Kreisstadt Hainichen), Maria Euchler (Bürgermeisterin Kriebstein), Ingo Ließke (FMP Stiftung), Evelyn Greisler (Sachgebietsleiterin Kultur Kreisstadt Hainichen), Dr. Manfred Graetz (Landrat a.D.), Steffen Blech (Bürgermeister a.D. Waldheim), Dr. med. Rudolf Lehle (CDU Fraktion Döbeln), Jörg Hänsel (Geschäftsführer MISKUS e.V.)

 

Oberbürgermeister Dieter Greysinger

 

Leider verblasst die Erinnerung an die schrecklichen Umstände rund um den Rassenwahn der Nationalsozialisten zunehmend und statt dessen werden Sätze und Parolen in Deutschland wieder hoffähig, welche unser Land, Europa und viele Teile der Erde vor weniger als 100 Jahren in eine Katastrophe geführt haben.

Wer wie ich die KZ-Gedenkstätte Auschwitz besucht und dort die Gaskammern gesehen hat, wird diese beklemmenden Momente in seinem weiteren Leben niemals vergessen. Dieser als Konzentrations- und Vernichtungslager konzipierte Komplex im von Deutschland besetzen Polen bestand aus dem Stammlager Auschwitz I, dem Vernichtungslager Birkenau, auch als Auschwitz II bezeichnet, dem KZ Monowitz und etwa 50 weiteren Außenlagern. Im Zeitraum zwischen 1940 und 1945 wurden dort 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen auf unterschiedlichste und grauenhafteste Weise ermordet.

Als Jugendlicher schaute ich 1979 im Fernsehen wie gebannt den Vierteiler „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“. Erstmalig im Deutschen Fernsehen wurde eine jüdische Familie durch ihr Leben begleitet. Es wurde nicht einfach berichtet, einer Reportage gleich. Hier wurde Statistik zu Erleben, wurden Zahlen zu Menschen, zu Vätern, Müttern und ihren Kindern. Diese Sendung machte Betroffenheit durch Identifikation mit den Protagonisten möglich. Sie hat mir im Alter von 14 Jahren erstmals so richtig die Verbrechen der Nazis vor Augen geführt und hat mich die Schmerzen der Holocaust-Opfer nachvollziehen lassen.

 

Der Nationalsozialismus wollte von Beginn an vernichten. Es war seine erklärte Absicht, alle politischen, religiösen und ideologischen Gegner auszumerzen. Besonders schlimm für mich ist die Tatsache, dass es immer noch Menschen gibt, die dies alles verleugnen und finden sie keinen anderen rhetorischen Ausweg, die Vorgehensweise der Nationalsozialisten und deren Führer gar verteidigen.

 

Wenn Politiker in der heutigen Zeit das in Berlin stehende Denkmal für die ermordeten Juden in Europa, das aus 2.711 quaderförmigen Beton-Stelen besteht und auf einer Fläche von etwa 19.000 qm zwischen 2003 und 2005 südlich des Brandenburger Tors in der historischen Mitte Berlins errichtet wurde, als „Denkmal der Schande“ bezeichnen, dann steigt meine Wut ins Unermessliche, insbesondere wenn ich feststellen muss, dass weit mehr als ein paar versprengte wirre Köpfe bei solchen Sätzen auch noch Applaus spenden. Wenn mit Gelächter zitiert wird, und wenn man seine Gegner „auschwitzen“ will, muss ich feststellen, dass viele Menschen in unserem Land rein gar nichts aus der Vergangenheit gelernt haben.

 

Gerade deshalb ist es wichtig, mit Ausstellungen wie „Gegen das Vergessen“ auch weiterhin den nachfolgenden Generationen immer wieder vor Augen zu führen, wohin Rassenwahn und Erniedrigung anders denkender oder aussehender Menschen führen kann, wie Ausgrenzung eine Gesellschaft nicht allein verändert, sondern im eigentlichen Sinne auch selbst zerstört und damit jedes einzelne ihrer Mitglieder. Um dies zu unterstreichen, begleite ich seit 2005 alljährlich die 9. Klassen unserer Friedrich-Gottlob-Keller-Oberschule während der zweitägigen Exkursionen nach Weimar und in die Gedenkstätte Buchenwald. Das Konzentrationslager Buchenwald wurde als Haftstätte und Arbeitslager betrieben und war eines der größten KZs auf deutschem Boden. Während seines Betriebs zwischen 1937 und 1945 wurden hier etwa 266.000 Menschen verschiedenster Nationen gefangen gehalten, circa 56.000 Menschen kamen in dieser Zeit um. Auch als Redner bei Jugendweihen gehe ich immer wieder auf dieses Thema ein, um das Gedenken als Teil unseres Lebens, ja unseres Alltags frühzeitig auch bei den Jugendlichen zu etablieren.

 

Dabei appelliere ich an die Jugendlichen, entschieden zu protestieren, wenn sie merken, dass etwas ins Ungleichgewicht gerät, wenn 75 Jahre nach Kriegsende wieder rassistische Sprüche zu hören sind und auch Hakenkreuze gezeigt werden, wenn man, natürlich „nur aus lauter Spaß“, am 20. April eines jeden Jahres auf den Geburtstag von Adolf Hitler das Glas erhebt, wenn Menschen in Deutschland wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert, gejagt und geschlagen werden, wenn verächtlich über alles Fremde gesprochen wird. Wir dürfen nicht wegsehen oder die Ohren verschließen, wenn wir so etwas wahrnehmen. Es ist unsere Pflicht, angesichts der Geschichte, Farbe zu bekennen.

 

Ich hoffe, dass mit der Wanderausstellung „Gegen das Vergessen“ ein weiterer Beitrag eben gegen das Vergessen geleistet wird, dass gerade in unserer Region, aber auch in ganz Deutschland ein verantwortungsvollerer Umgang mit unserer Geschichte und auch unserer heutigen Stellung in Europa und in der Welt einhergeht.

 

Regionalmagzin Flöha/Frankenberg/Hainichen:
"Gegen das Vergessen", ab Minute 28:03 

 

Evelyn Geisler, Sachgebietsleiterin Kultur

Die Wanderausstellung der „Francois Maher Presley Stiftung für Kunst und Kultur“ in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora wurde mit einer Vernissage am 30.06.2021 im Rathaussaal der Stadt Hainichen feierlich eröffnet.


Der Schirmherr, der Landrat des Landkreises Mittelsachsen, Herr Matthias Damm, fand dazu bewegende Worte. Hainichen ist bereits der sechste Ort, der die Ausstellung zeigt. Jedoch hatte Hainichen das große Glück, die erste Präsenzveranstaltung aufgrund der Pandemie durchzuführen.

Auch der Oberbürgermeister, Herr Dieter Greysinger, brachte seine Wertschätzung und Anerkennung für diese Wanderausstellung zum Ausdruck. Musikalisch begleitet wurde die Vernissage durch Musikschüler der Musikschule Mittelsachsen. Die Ausstellung wandert noch fast ein Jahr bis zum 17.06.2022 durch den Landkreis. In Freiberg ist der Abschluss geplant. In Hainichen sind die beeindruckenden Bilder noch bis zum 30.08.2021 im Rathaus zu sehen.

In der Ausstellung werden bewegende Bilder von Thomas Geve gezeigt, der 15 Jahre alt war, als er im April 1945 Buchenwald verließ und in seiner dortigen Zeit auf SS Formular-Papier in Postkartengröße das „Leben“ in den KZs gezeichnet hat. Seine Mutter sah er noch ein letztes Mal in Auschwitz, bevor sie dort getötet wurde. Mit seinem Vater, der nach England flüchten konnte, ging er nach Israel, wo er als Bauingenieurhervorragendes leistete, das Land aufzubauen. Seit 2012 berichtet er SchülerInnen von der Schoah.


Bei den Bildern handelt es sich um qualitativ hochwerte Reproduktionen der Originale, die zu Gruppen bis 4 Stück in einem ca. A-3-Holz-Rahmen gerahmt und versiegelt sind. Insgesamt sind 36 Bilderrahmen zu den Ereignissen im Konzentrationslager im Rathaus ausgestellt. Weitere 10 Fotos aus der damaligen Zeit, die den Zeichnungen die Wirklichkeit gegenüberstellen hängen im Treppenhaus vor dem Rathaussaal. Diese widerspiegeln die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die KZ-Häftlinge gemartert, gefoltert, eingesperrt und schließlich getötet wurden. Auch siebzig Jahre nach Kriegsende sind die Ereignisse allgegenwärtig.

In der Ausstellung wird auch eine DVD gezeigt. Darauf ist ein Junge zu sehen, der mit Herrn Geve in Buchenwald spazieren geht und Fragen stellt, die ihm der alte Herr beantwortet. Der Inhalt und die Aufbereitung sind sehr berührend. Gerade Kinder und Jugendliche sollten sich mit diesem Teil der Geschichte vermehrt auseinandersetzen. Sie sind die Generation, die Krieg und Gewalt dieser Zeit nicht mehr erleben musste, doch für die Aufarbeitung der Geschichte auch für nachfolgende Generationen ist es wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Das zur Ausstellung begleitende und bei „in-Cultura.com“ erschienene 264-seitige, gebundene Buch „Gegen das Vergessen“ zeigt darüber hinaus Fotografien, die der über sieben Jahre in Buchenwald einsitzende Zeuge Jehovas Alfred Stüber geschossen hat. Besonders beeindruckend sind seine originalen Bildbeschreibungen. Daneben findet sich ein Geleitwort von Michael Kretschmer (Ministerpräsident des Freistaates Sachsen), ein Essay von François Maher Presley sowie Lyrik, Texte aller beteiligten Stadtoberhäupter, ein Fachbeitrag von Rikola-Gunnar Lüttgenau (Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora), Texte von Thomas Geve und eine Zitatensammlung von Nazi-Verbrechern. In dem Buch werden noch einmal die Grauen der Naziherrschaft versinnbildlicht und die Menschen wachgerüttelt so etwas niemals wieder zuzulassen. Dieses Buch können Sie ab sofort in unserem Gästeamt, Markt 9, käuflich zum Preis von 10,00 € erwerben.

Die Ausstellungseröffnung war eine gelungene Sache. Die Gäste kamen miteinander ins Gespräch. Fotografen schossen Fotos und außerdem wurde alles mit einer Kamera dokumentiert.

Wir danken der Francois´Maher Presley Stiftung für diese gelungene und zu Herzen gehende Ausstellung.

François Maher Presley

Stiftung für Kunst und Kultur
(Gemeinnützige Treuhandstiftung unter dem Dach der Haspa Hamburg Stiftung)
Ecke Adolphsplatz 3, Großer Burstah
20457 Hamburg

 

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